Die Konfettirisierung des Lebens

Ich habe mich heute mit Professor Jörn-Axel Meyer auf ein Glas Wasser getroffen. Dabei kamen wir auf seinen vielzitierten Gastbeitrag für den Spiegel zu sprechen. Titel: “Die Konfettirisierung von Forschung und Lehre”.

Meyers These: Das Studium ist mittlerweile zerstückelt in lauter Einzelveranstaltungen, die nicht aufeinander aufbauen geschweige denn aufeinander abgestimmt sind. Konfetti eben. Die Folge: Der Student hangelt sich von Veranstaltung zu Veranstaltung. Jede Veranstaltung, die er abgeschlossen hat (hoffentlich erfolgreich!), interessiert ihn nicht mehr. Kein Stück. Die Folge der Folge: Fehlendes Engagement bei verflossenen Themen und Professoren nach dem Motto “brauche ich sowieso nicht mehr”.

Was hat das mit Salomo zu tun? Viel. Professor Meyer und ich kamen in unserem Gespräch darauf, dass es diese Konfettirisierung nicht nur in der Uni, sondern im Leben überhaupt gibt. Man denkt und handelt in Abschnitten (“nach mir die Sintflut”) und vernachlässigt damit das Saat-Ernte-Gesetz®:

“Von der Frucht seines Mundes kann man sich satt essen an Gutem, und das Tun der Hände eines Menschen kehrt zu ihm zurück.” (Sprüche 12,14)

Wo zeigt sich das Vernachlässigen dieses Grundsatzes konkret? Im Folgenden diskutiere ich drei Themen an: Job, Geschäftsbeziehung, Freundschaft.

Der verflossene Arbeitgeber
Fragen Sie mal einen Unternehmer, wie sich Mitarbeiter engagieren, die gekündigt haben. Der Tenor: “Nicht wenige” haben nur den nächsten Job im Blick. “Die Leute machen keine Übergabe, kein nix” – so klagen die verflossenen Chefs und wundern sich über den Anstieg von gelben Zetteln nach der Kündigung. Auf Vorstandsebene kann das in so eine Art Karrierehopping ausarten: Man nimmt einen Job an, macht viel Mist, lässt sich abfinden – auf zum nächsten Job und da das Spiel von neuem. Okay, ich übertreibe, aber Sie verstehen hoffentlich, was ich meine. Die Folge: Der Weg zurück zum Ex-Chef ist versperrt. Eine Weiterempfehlung ist nicht zu erwarten.

Der verflossene Kunde
Fragen Sie mal einen Ex-Kunden, wie ihm sein bisheriger Lieferant gegenübertritt, wenn der Vertrag gekündigt wurde oder wenn die Geschäftsbeziehung nicht mehr besteht. “Die tun gerade noch das Nötigste” oder “Der kennt mich überhaupt nicht mehr” – so klagen die verflossenen Kunden und wundern sich darüber, dass sie keine Weihnachtspost mehr bekommen. Die Folge: Der Weg zurück zum Ex-Kunden ist versperrt. Eine Weiterempfehlung ist nicht zu erwarten. Im Gegenteil.

Der verflossene Freund
Fragen Sie mal einen Ex-Freund, wie ihm sein früherer Freund begegnet, wenn die Freundschaft gekündigt ist oder man sich nur auseinander gelebt hat. “Der geht mir aus dem Weg” oder “Der hat jetzt andere Freunde” – so klagen die verflossenen Freunde und wundern sich, warum keiner mehr zum Geburtstag anruft. Die Folge: Der Weg zurück zum Ex-Freund ist versperrt. Hilfe, wenn man sie brauchen könnte, ist nicht zu erwarten.

Auf alten Brücken lässt sich gut laufen
Salomo empfiehlt: Reißen Sie nicht die Brücken hinter sich ab. Ich gestehe Ihnen zu: Nicht jeder muss Ihr bester Freund bleiben. Aber vielleicht wird er wieder ein Freund. Und das geht nur, wenn Sie nicht in Abschnitten denken. Wie der Designer, den ich in einer Agentur kennen lernte. Er hatte gerade bei unserem Chef angefangen, meinte ich, stellte aber fest: Er hatte schon mal für unseren Chef gearbeitet, gekündigt und war nun wieder zurückgekommen. Das fand ich stark: Designer und Chef konnten wieder auf der alten Brücke laufen. Warum? Weil sie sie stehen gelassen hatten. Zum Glück für Salomo, Sie und mich gibt es zahlreiche solcher Gegenbeispiele. Aber eben auch Gegenbeispiele der Gegenbeispiele. Schade!

Kommentare (1)

  1. Ein toller Beitrag. Ich denke es liegt auch häufig daran, dass man “gedankenfaul” ist. Man denkt in Abschnitten, da diese weniger komplex sind, und man ist auch oft froh, wenn man eine bestimmte Situation abhaken und somit vergessen kann. Der Stress am Arbeitsplatz wird dazu sicher nicht positiv beitragen.