Die wichtigste Qualität einer Sekretärin – und einer Führungskraft

„Das geht gar nicht“ – Ist Ihnen aufgefallen, dass dieser Spruch in Mode gekommen ist? Betonung auf dem „gar“!

Wissen Sie, was bei einer Sekretärin „gar nicht geht“? Was schlimmer ist, als wenn sie Termine vergisst, Unterlagen verschlampt und nur mit drei statt zehn Fingern schreiben kann?

Ein Tipp: Es führt dazu, dass der Chef bzw. die Chefin die meisten Sachen selbst erledigen muss, die normalerweise der Sekretärin anvertraut würden.

Na?

Was gar nicht bei einer Sekretärin geht, sagte mir kürzlich die Chefin eines mittelständischen Unternehmens. Sie steht kurz davor, sich von ihrer Sekretärin zu trennen. Warum? Weil ihre Sekretärin nicht schweigen kann.

„Herr Lengen, ich weiß gar nicht, was ich ihr noch als Arbeit geben kann“, sagte die Dame mir. „Ich kann sie nur noch Handlangerdienste machen lassen.“

Stimmt, eine Sekretärin hat ständig mit vertraulichen Dingen zu tun. Wenn sie nicht dicht hält, gibt es ein Leck an zentraler Stelle. Das geht gar nicht!

Schon Salomo wusste in seinem Handbuch für Sekretärinnen:

„Deinen Rechtsstreit führe mit deinem Nächsten, aber gib nicht preis, was ein anderer dir anvertraut hat.“ (Sprüche 25,9)

Um diesen Spruch richtig zu verstehen, muss man wissen, dass Salomo in seinen Sprüchen vehement von Streit abrät. „Finger weg vom Streiten“, heißt es wiederholt bei ihm.

Seine Botschaft hier: Streit ist schon furchtbar. Doch was gar nicht geht: Sachen ausplaudern. Das toppt alles. Um das zu vermeiden, gibt es von Salomo eine Sondererlaubnis für das furchtbare Übel „Streit“.

Also Termine vergessen ist für eine Sekretärin schon schlimm. Doch was gar nicht geht, ist, wenn sie nicht schweigen kann.

Was soll die Dame nun mit ihrer Sekretärin tun? Sie ermahnen und abwarten, bis es besser wird? Salomo wäre drastischer: Er würde empfehlen, die Sekretärin zu feuern, wenn ich ihn recht verstehe.

„Wer Anvertrautes preisgibt, geht als Verleumder umher; und mit dem, der seine Lippen aufsperrt, lass dich nicht ein.“ (Sprüche 20,19)

Salomo rät also, Abstand zu halten von Leuten, die nicht schweigen können. Warum? Ich weiß es nicht. Vielleicht, weil er keine Hoffnung sieht, dass sich solche Leute ändern und auf einmal schweigen wie ein Grab.

Nun hat Salomo das Ganze eben nicht in einem Handbuch für Sekretärinnen geschrieben. Er hätte es genauso in einem Handbuch für Führungskräfte schreiben können.

Denn Führungskräfte haben nun mal mit vertraulichen Dingen zu tun. Und was gar nicht geht, … Sie wissen schon, aber ich will es trotzdem sagen: Was gar nicht geht, ist, dass ein Chef Vertrauliches über oder von einem Mitarbeiter an andere Mitarbeiter weitergibt.

In irgendeinem amerikanischen Managementbuch habe ich einmal gelesen, dass eine Führungskraft sich nicht dadurch auszeichne, dass sie gut reden könne, sondern dass sie schweigen könne, und zwar über Vertrauliches.

Doch Salomo hat seine Empfehlung nicht auf Sekretärinnen oder Führungskräfte beschränkt.
Er sagt „Du“. Und damit sind tatsächlich Sie gemeint.

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