Erst zuhören, dann belehren

Neulich auf einer Familienfeier kam ich mit meinem Großonkel ins Gespräch. Mein Großonkel war ein hohes Tier in der Schifffahrt, ich glaube, bei einer Reederei. Ich wollte gerne von ihm etwas in Sachen “Management” lernen und fragte ihn daher, was sein wichtigster Tipp für das Führen von Mitarbeitern sei.

Die Antwort kam ohne Zögern: “Erst zuhören, dann belehren!” Er habe es sich zur Angewohnheit gemacht, in Gesprächen mit Mitarbeitern nicht gleich loszupoltern, sondern erst einmal zu fragen, warum sie denn eine Sache so und nicht anders gemacht hätten. Mein Großonkel ist ja fast so weise wie Salomo! Der sagt nämlich:

“Wer Antwort gibt, bevor er zuhört, dem ist es Narrheit und Schande.” (Sprüche 18,13)

Hätte mein Großonkel immer ohne zu fragen losgepoltert, hätte er seine Polterei in vielen Fällen wieder zurücknehmen müssen. Außerdem kostet lospoltern Zeit und Nerven. Das weiß ich aus eigener Erfahrung. Also: Hören Sie sich entspannt die andere Seite an. In vielen Fällen ist belehren bzw. lospoltern nicht mehr nötig. Mein Großonkel hat übrigens nicht gesagt: “zuhören und nie belehren”. Nach dem Zuhören hat er sicherlich oft gemerkt, dass es doch etwas zu belehren gab. Aber er konnte es dann punktgenau machen – und dabei darauf vertrauen, dass sein Gesprächspartner ihm bereitwillig zuhörte. In Salomos Worten:

“Ein Mann aber, der zuhört, redet für lange Dauer” (Sprüche 21,18)