Warum Schummeln sich nicht lohnt, was ein entdeckter Schummler tun sollte und warum jeder Schummler eine neue Chance verdient

Hätte Guttenberg (oder sein Ghostwriter) doch vor dem Abgeben seiner Doktorarbeit weniger FAZ-Artikel und Reiseführer und dafür mehr Salomo und Shakespeare gelesen!

Ich glaube, Salomo hätte ihm empfohlen, eine schlanke Doktorarbeit abzugeben und gerade so mit Ach und Krach zu bestehen. Das hätte niemanden aufgeregt und Guttenberg hätte seinen Doktor. Salomo hätte jedenfalls vom Schummeln abgeraten:

“Süß ist dem Mann das Plagiat, aber hinterher stürzt sich die Presse-Meute auf ihn.” (Sprüche 20,17). Das war die so genannte Guttenberg-Übersetzung. Im Original lautet das Ganze so: “Süß ist dem Mann das Brot der Lüge, aber hinterher ist sein Mund voller Kies”

Von Schummeln – sagen wir ruhig: Betrügen – kann man kurzfristig durchaus profitieren. Kurzfristig. Also Hände weg vom Schummeln! Warum? Es lohnt sich einfach nicht! Das meint auch Shakespeare: “Was List verborgen, wird ans Licht gebracht.” (König Lear, 1. Akt, 1. Szene; nicht meine Übersetzung, sondern die von Schlegel / Tieck)
So, die Schummelei ist aufgeflogen. Was tun? Die Guttenberg-Variante “alles in mühevoller Kleinstarbeit” erstellt, zieht leider nicht. Salomo empfiehlt: Wenn Sie schon geschummelt haben, dann geben Sie es zu!

“Wer seine Fehler / Vergehen zudeckt, wird keinen Erfolg haben; wer sie aber bekennt und läßt, wird Erbarmen finden” (Sprüche 28,13)

Ja, leicht wäre es für Guttenberg nicht gewesen, zuzugeben dass seine Doktorarbeit zum Teil ein Plagiat ist. Und darüber hätten sich einige sicherlich aufgeregt. Aber – viele hätten meiner Meinung nach gesagt: “Der Mann hat es zugegeben, was sollen wir noch weiter draufschlagen?” Der erste Teil des Salomo-Spruches hat sich jedenfalls bewahrheitet: Mit dem ersten Statement (s.o.) ist Guttenberg nicht durchgekommen. Auch da ist Shakespeare einer Meinung mit Salomo. Direkt nach dem oben zitierten Vers heißt es: “Wer Fehler schminkt, wird einst mit Spott verlacht.”

Ich darf abschließend darauf hinweisen, dass wir alle inklusive der lieben Journalisten (die ja nie abschreiben) – und auch Gregor Gysi – vorsichtig sein sollten, Guttenberg zu verurteilen. Sie wissen schon: “Wer ohne Sünde ist, werfe den ersten Stein” (Die Bibel, Johannes 8,7) oder “Wer im Glashaus sitzt, …”

“Der Gerechte fällt siebenmal …” (Sprüche 24,16)

Aha, selbst die Gerechten fallen siebenmal (die Zahl steht in der Bibel für “viel”). Auch ich falle ständig wieder hin. Guttenberg auch. Sie auch. Das Tolle: Der Salomo-Spruch geht noch weiter.

“… und steht doch wieder auf.”

Wir alle haben die Chance es das nächste Mal besser zu machen. Wir alle haben eine zweite Chance verdient. Wissen Sie, was ich echt gut fände? Wenn Guttenberg sich jetzt hinsetzt und seine Doktorarbeit noch mal schreibt. Mit Ach und Krach, aber das ist egal. Den Doktortitel gönne ich ihm gern. Sie nicht?

Kommentare (2)

  1. Zum Thema Guttenberg fallen mir spontan zwei Sprüche meiner Großmutter ein: 1) “Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht und wenn er auch die Wahrheit spricht.” Trotzdem wird Guttenberg wieder auf der politischen Bühne erscheinen, denn sein Charisma wird ihm wieder auf die Beine helfen und das Volk ergisst schnell getreu dem Motto “panem et circenses” 2) “Die Sonne bringt es an den Tag.” Damit meinte Sie, dass jede Lüge, ob klein oder groß, irgendwann in deinem Leben offenbar wird. Bis jetzt hat sie Recht behalten :-)

  2. Schöner Artikel! Armer zu Guttenberg: In manchen Familien ist eine Doktorarbeit Standard, da kommt man nicht drumrum. Herr Guttenberg sollte meines Erachtens den Mut zeigen, sein Leben einfach ohne Doktortitel zu bestreiten, wenn er für so etwas keine Zeit hat. Es ist ja auch kein Manko: Den meisten seiner Anhänger ist sein Charisma wahrscheinlich sowieso wichtiger als seine Titel. Wenn er politisch gute Entscheidungen trifft (und nicht nur Imagepolitur mit Hilfe der Springer-Freunde betreibt,) dann bekommt er sowieso eine zweite Chance, denke ich. Der Grund: Er ist den Deutschen sympathisch und Fehler werden mit der Zeit vergessen.