“Zeit fürs Schweigen und Zeit fürs Reden”

Die zwei Woolleys müssen ein Ehepaar gewesen sein, das nicht leicht zu nehmen war. Viele hatten im Umgang mit ihnen Angst – so schildert es Agatha Christie in ihrer Autobiographie. Die einzige Ausnahme war Max:
“… weil er im Lauf von fünf Jahren gelernt hatte, wie die zwei Woolleys behandelt werden wollten. Er wußte, wann er den Mund halten und wann er reden sollte.” (Agatha Christie: Meine gute alte Zeit. Eine Autobiographie, Bern und München 1978, S. 395)

Max – der spätere Ehemann von Agatha Christie – setzte damit folgende Weisheit Salomos um:

Für alles gibt es eine [bestimmte] Stunde. Und für jedes Vorhaben [gibt es] eine Zeit: Zeit fürs Schweigen und Zeit fürs Reden” (Prediger 3,1-2 und 7)

Häufiger schweigen – aber nur zur rechten Zeit
Also: Sie sollten abwägen, wann Sie reden und wann Sie schweigen – oder besser: wann Sie schweigen und wann Sie reden. Denn ich glaube, Salomo hat sich etwas dabei gedacht, dass er das Schweigen an die erste Stelle setzt!

Aber: Es gibt auch “Zeit fürs Reden”. Also auch schweigen kann falsch sein! Die richtige Entscheidung für schweigen oder sprechen kann der Schlüssel sein für das erfolgreiche Managen von Beziehungen. Bei Max scheint es jedenfalls funktioniert zu haben:

“Ich sah sehr bald, wie gut er es verstand, mit Leuten umzugehen – mit den Arbeitern und, was noch viel schwerer war, mit [seiner Chefin] Katharine Woolley.” (Agatha Christie, ebenda)

Wann schweigen, wann reden?
Gut, jetzt wissen wir, dass es “Zeit fürs Schweigen und Zeit fürs Reden” gibt. Damit ist schon viel gewonnen. Aber wann ist jeweils die richtige Zeit? Dafür präsentiert Salomo leider keinen Kriterienkatalog. Kann man dazu überhaupt Kriterien nennen, die immer gültig sind? Und wenn ja, welche wären das?

Kommentare (5)

  1. “Zeit fürs Schweigen und Zeit fürs Reden”… Aber wann ist jeweils die richtige Zeit?… Gut zu wissen ist in dem Zusammenhang, dass die Zunge ein “scharfes Schwert” ist. Ein falsches Wort zur falschen Zeit kann fatal sein. Deshalb ist es in jedem Falle bedenkenswert, nachzudenken, bevor man etwas (Wichtiges, Etscheidendes) sagt. Oft möchte man gerne etwas loswerden und seinen Kommentar abgeben, obwohl man weiß, dass man es besser bleiben lassen sollte. Doch leider siegt oft das egoistische Verlangen, den Dampf abzulassen. Oft wissen wir also selbst, dass es besser ist, zu schweigen. Nachdenken statt lospoltern kann helfen.

  2. Ich glaube, da ist ein enger Zusammenhang: Ein hörendes Herz = weises Herz ist das Gegenteil des eigensinnigen, unbelehrbaren Herzens. Das könnte dann so aussehen, dass jemand oft zwischen Verstand und Verlangen kämpft. Mal setzt sich der Verstand durch, dann ist das Verlangen unerfüllt, mal setzt sich das spontane, leidenschaftliche Begehren durch und man bereut es später, weil man das vom Verstand her nicht hätte tun sollen. Wie schön, wenn man ein weises Herz hat, dass sich mit dem Verstand abstimmen kann (wo das Begehren des Herzens mit dem, was gut tut und Segen bringt, übereinstimmt). So ein Herz möchte ich.
    Viele Grüße, Joe

  3. Warum ist Zuhören der Grundsatz Nummer 1 für die Weisheit? Warum ist Zuhören wichtig für den Umgang mit Kunden, Kollegen und Geschäftspartnern? Ich denke, weil es unser Ziel sein sollte, Anderen zu dienen. Einen Dienst, eine gute Dienstleistung kann ich nur bringen, wenn ich vorher gut zugehört habe. Ich will die Bedürfnisse und Ziele meiner Partner verstehen, damit ich konkret darauf eingehen kann. Aber es gibt auch Situationen, wo ich nicht auf Menschen, sondern auf andere Quellen hören muss: Da brauche ich meinen Instinkt oder am Besten einen guten Draht zu einer höheren Instanz. Diese höhere Stimme zu hören, ist das Beste, was mir passieren kann. Darin liegt Weisheit.
    Schönen Gruß, Joe

    Wer antwortet, bevor er überhaupt zugehört hat, zeigt seine Dummheit und macht sich lächerlich. Salomos Sprüche 18,13 (HfA)

  4. Netter Blog. Gute Aktion. Weisheit aus dem Elfenbeinturm heraushole, konkret machen und in die Praxis bringen. Freue mich auf weitere Beiträge.

  5. @Salomofan: Danke! Das macht Mut!

    @Joe: Sie haben die meiner Meinung nach wichtigsten Aspekte angesprochen. Denn das hörende Herz zeigt sich in zweierlei HInsicht:
    1) Zuhören: Aufrichtiges Interesse an dem Anderen und gutes Zuhören als Basis für einen guten Dienst oder eine gute Dienstleistung an dem anderen.
    2) Hören auf: a) Man wird weise, indem man auf den Rat anderer hört – bei Salomo entweder auf die Gebote Gottes oder auf den Rat weiser Leute. b) Der Weise zeichnet sich dadurch aus, dass er auf die richtigen Ratgeber hört. Mit dem “Zuhören” bringe ich den anderen voran – mit dem “Hören auf” bringe ich mich voran!

    Über diese Themen werden wir uns hier auf dem Blog noch häufig unterhalten – denn Salomo spricht auch ständig darüber.